06.12.2021

VTH-Fachgruppe „Dichtungstechnik“ stellt sich großen Herausforderungen im Verbraucher-, Umwelt- und Klimaschutz

In Mörfelden erörterten Technische Händler und Lieferanten aktuelle Themen. Die Mitgliederversammlung wählte den Vorstand bis 2023.

Im hessischen Mörfelden trafen sich 33 Dichtungsexperten zum „Tag der Begegnung“ der VTH-Fachgruppe „Dichtungstechnik“ (DT). Verteilt auf zwei Tage (1./2. Dezember) lud die Veranstaltung zunächst zu einem Branchentreffen ein. Auch der Lieferantenkreis kam an dem betreffenden Mittwoch zum coronakonformen Austausch zusammen und stellte die Mitglieder des gemeinsamen Lenkungsausschusses auf.

Elastomerleitlinie definiert hygienische Trinkwasserdichtungen neu

Über die Auswirkungen der Elastomerleitlinie des Umweltbundesamtes (UBA) auf Trinkwasserdichtungen berichtete Gerald Klein, Produktmanager Dichtungen bei KLINGER, und eröffnete damit das Fachforum am Donnerstag. Die Übergangsfrist der UBA-Leitlinie endet am 31.12.2021 und setzt damit alle Hersteller – aber auch Inverkehrbringer und Anwender – unter Zugzwang. Zu diesem Termin verlieren alle Prüfzeugnisse solcher Dichtungsmaterialien, die bestimmte Ausgangsstoffe bzw. Rohstoffe (Positivliste, Teil 2) enthalten, ihre Gültigkeit.

Fachinformationen zu Trinkwasser

KLINGER präsentierte als Lösung eine hochwertige Dichtungsplatte, die aus Aramidfasern, Elastomeren und Füllstoffen besteht. KLINGERSIL®C-4240 wird im österreichischen Gumpoldskirchen gefertigt und entspricht allen aktuellen Anforderungen der Trinkwasserversorgung:

  • Alle Inhaltsstoffe sind auf ihre Trinkwassertauglichkeit positiv bewertet und getestet
  • Keinerlei Einfluss auf Geschmack, Geruch, mikrobiologisches Wachstum oder die chemische Zusammensetzung des Trinkwassers
  • Bewusster Verzicht auf Farbpigmente

Die gute Nachricht von Gerald Klein vom VTH-QUALITÄTSPARTNER KLINGER lautete am Ende:

Wollen Sie also bis mindestens März 2026 Planungssicherheit – also während der gesamten Gültigkeitsdauer der UBA-Leitlinie – dann sind Sie bei uns gut aufgehoben.
Gerald Klein, Produktmanager Dichtungen bei KLINGER

Zuckerrohr statt erdölbasierte Mischungen

Referentin Alexandra Poschlep, Leiterin des Produktmanagements bei SEMPERIT, schaltete sich per Internetübertragung aus Österreich hinzu. Sie sprach über biobasierte Dichtungslösungen. Am Beispiel des Produkts Green Evo Star stellte sie dar, welche enormen Vorteile Produktinnovationen für Umwelt und Klimaschutz bringen können.

Joachim Blenz, Geschäftsführer von Cooper Standard Technical Rubber (Edingen-Neckarhausen) stellte seine Firma und ihre maschinellen Möglichkeiten vor, die in Europa speziell bei Dichtungsbahnen einzigartig sind. Auch er präsentierte mit EPDM Ecocare eine umweltfreundliche Lösung. Indem im Kautschuk bis zu 70 Prozent Ethylen aus Zuckerrohr verwendet werden, verbessert sich der CO2-Fußabdruck um rund 35 Prozent.

Aktuelle Knappheit von Vorprodukten

Hervorragende Argumentationshilfen für die Preis(nach)verhandlungen der Technischen Händler lieferte Karsten Schulze von der Unternehmensberatung Andersch (Frankfurt am Main). Er beschrieb systematisch die aktuellen wirtschaftlichen Veränderungen, „die in ihrer Breite erschreckend sind und erstaunlicherweise doch keine Krise im eigentlichen Sinne darstellen“. Der Wirtschaft gehe es aus der Außenperspektive noch gut. Die Liquidität der Unternehmen werde aber irgendwann – nach den Coronahilfen – drastisch zu Ende gehen.

Er legte dar, warum die Knappheit von Vorprodukten im verarbeitenden Gewerbe und die Engpässe in der Logistikkette (z. B. Schifffracht) zu teils drastisch erhöhten Preisen führen. Der Stahlpreis stieg seit 2008 um 151 Prozent, Holz (gesägt und gehobelt) seit 2018 um 89 Prozent. Bei anderen Metallen und Mineralölerzeugnissen wie Kunststoff oder Benzin sehe es nicht besser aus.

Hier machte Schulze keine Hoffnung auf baldige Entspannung im Jahr 2022. Die Lieferketten blieben angespannt. Dazu kämen die Unsicherheiten durch COVID-19. Ein Kapazitätsausbau würde vielen Unternehmen in der aktuellen Situation zu risikoreich erscheinen. Kernbranchen wie die Automobilproduktion „bleiben gebeutelt und erreichen erst 2023 wieder den Stand von 2018“.

Namen und Nachrichten aus der Mitgliederversammlung

In der Mitgliederversammlung stellte sich zunächst Martin Richartz, Vertriebsleiter bei M+S Silicon (Dortmund), als neuer Sprecher des Lieferantenkreises an der Seite von Steffen Ruhnau (HAFF-Dichtungen, Ueckermünde) vor. Der Lieferantenkreis umfasst zukünftig 30 Mitglieder, da im Rahmen der Versammlung Cooper Standard Technical Rubber (Mannheim), Gummi Hansen (Hannover) und SEMPERIT Technische Produkte (Wimpassing / A) neu aufgenommen wurden.

Martin Richartz, Vertriebsleiter bei M+S Silicon (Dortmund), ist neuer Sprecher des Lieferantenkreises.

Vorstandswahlen gewährleisten Kontinuität

Die Wahlen zum Fachgruppenvorstand moderierte – wie die gesamte Veranstaltung – Nadine Lorenz, Geschäftsführerin des VTH Verband Technischer Handel e.V. Die Wahlberechtigten bestätigten Simon Treiber (Berger S2B, Mannheim) als Vorsitzenden des führenden Kompetenznetzwerks für Dichtungstechnik in der D-A-CH-Region (linkes Bild, Mitte). Zur Wiederwahl stellten sich ebenfalls erfolgreich die Stellvertreter Markus Gau (Sahlberg, Feldkirchen), Sascha Heitkamp-Röhlen (Kahmann & Ellerbrock, Bielefeld) und Roland Wuttge (Irle & Heuel, Siegen). Neu wurde Robert von Oelffen (Dietrich Teigler Nachf., Düsseldorf) in den Vorstand gewählt. Ausgeschieden war nach verdienter Tätigkeit Jürgen Millich (ehemals REIFF, Reutlingen).

Im großen Bild v.l.n.r.: Markus Gau, Simon Treiber, Sascha Heitkamp-Röhlen; im kleinen Bild oben: Roland Wuttge; im kleinen Bild unten: Robert von Oelffen

Fundierte Berichte aus den Arbeitskreisen

Nach den Wahlen berichteten die Arbeitskreise über ihre Tätigkeiten in den Bereichen Mitgliedergewinnung, Absatzwirtschaft (Erarbeitung von Einbau- und Montageanleitungen), Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Beschaffungsmarketing, Schulung und Weiterbildung und Technische Kunststoffe.

Für 2022 wurde u.a. ein VTH-Lehrgang „Fachberater für Dichtungstechnik“ und ein Lieferantenbesuch angekündigt. Weiterhin haben Fachgruppenmitglieder die Möglichkeit, das VTH-Prüfsiegel für Zertifizierte Fachbetriebe für Dichtungstechnik (DT) vom VTH Verband Technischer Handel e.V. zu erhalten, wobei sie fest definierte Qualitätskriterien erfüllen müssen. Der transparente Prüfkatalog wird regelmäßig einer Aktualisierung unterzogen. Die Zertifikate haben eine Gültigkeit von drei Jahren.

Mit dem Prüfsiegel steht allen Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handwerk, Gewerbe und Dienstleistungen sowie öffentlichen Einrichtungen auch 2022 ein überbetriebliches Qualitätszeichen für den Einkauf von Dichtungstechnik zur Verfügung. Es bietet eine wertvolle Orientierung in einem Markt, in den sich Anbieter minderwertiger oder nachgeahmter Ware drängen.

Die VTH-Fachgruppe „Dichtungstechnik“ versteht sich als ein partnerschaftliches Netzwerk führender Dichtungsspezialisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz – und das schon seit dem Jahr 2000.

Produktschwerpunkte sind:

  • Chemotechnische Dichtstoffe
  • Dynamische Dichtsysteme
  • Statische Dichtsysteme
  • Flachdichtungen
  • Formteile
  • Profile
  • Sonstige Dichtungen

VTH-Fachgruppe „Dichtungstechnik”

Dichtungen aller Formen und Arten bieten die Mitglieder der VTH-Fachgruppe „Dichtungstechnik” (DT) ihren Kunden. Sie bilden ein überregionales kooperatives Netzwerk führender Dichtungsspezialisten, deren Stärken und Expertisen sich gegenseitig ergänzen.

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