Interview

„Die Ansprüche richtig deuten und immer einen Schritt voraus sein”

Seit 15 Jahren ist die Schuhmarke RUNNEX auf dem Markt. Wie sich die Ansprüche an Sicherheitsschuhe verändert haben und welche Entwicklungen im engen Austausch mit dem Technischen Handel die Zukunft gestalten werden, berichtet Malte Kuhring, Geschäftsführer von BIG Arbeitsschutz.

Ihre Produktserien beschreiben Sie als leicht, sportlich, flexibel, modisch und mit anderen Vorteilen. Waren das auch die Eigenschaften, die der Träger vor 15 Jahren von einem Sicherheitsschuh erwartete?

Die Ansprüche an Arbeitsbekleidung, besonders Arbeitsschuhe, wachsen generell sehr schnell, von daher sind unsere heutigen Modelle mit den damaligen Schuhen nicht mehr vergleichbar. Der Sicherheitsschuh an sich hat nach wie vor die gleiche Funktion, aber die Details machen den Unterschied. So ist die Zehenkappe seit jeher das vielleicht wichtigste Argument, der Schutz vor Stößen muss gesichert sein. Wir beschäftigen uns aber mit den Fragen, die über den Basisschutz hinausgehen. Hierzu gehören zum Beispiel sportliches Aussehen und eine Leichtigkeit und Flexibilität, die immer mehr gewünscht werden. Wo vor 15 Jahren der reine Schutz im Vordergrund stand, ist dies mittlerweile die Mindestanforderung. Der Schuh muss mehr können und sich anfühlen, wie ein Freizeitschuh.

Wer fordert Style und Coolness stärker ein: die Unternehmen, die mithilfe einer modernen Workwear souverän nach außen wirken wollen, oder ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren persönlichen Stil während der Arbeitszeit nicht aufgeben möchten?

Bei „Style” und „Coolness” kommen viele Punkte zusammen, die über das eigentliche Gefallen hinausgehen. Die Mitarbeiter spielen hier auch eine große Rolle, denn wie Sie schon sagen, der persönliche Stil ist vor allem jungen Mitarbeitern immer wichtiger. Nirgendwo steht, dass Arbeitsbekleidung nicht cool und stylisch sein darf. Wenn wir Bekleidung machen, soll diese auch toll aussehen und sich toll tragen.

Was aber darüber hinaus sehr viel wichtiger ist, ist die Corporate Identity. Unternehmen möchten wie aus einem Guss wirken und hier spielt die Bekleidung der Mitarbeiter eine große Rolle!

Die Außendarstellung sollte immer zum Qualitätsanspruch des Unternehmens passen. Und so steigen mit der Qualität von Produkten und Dienstleistungen auch die Bedürfnisse an eine positive und einheitliche Außendarstellung. Gute Unternehmen leben durch ihre Mitarbeiter und umgekehrt, dafür ist eine qualitative PSA und somit nachvollziehbare CI einfach Teil des Gesamtpaketes.

Mit welchen Verkaufsimpulsen kann der Technische Handel das Geschäft mit Sicherheitsschuhen noch ausbauen? Sind das Aspekte wie „weiblich“ (Formen und Farben, die Frauen ansprechen) oder „jahreszeitengemäß“ (unterschiedliche Kollektionen für die warme und kalte Jahreszeit)?

Beides spielt eine wichtige Rolle. Frauen trugen in der Vergangenheit häufig Unisex-Bekleidung, was auch seinen Zweck erfüllte. Jedoch kommen Menschen in verschiedensten Formen und Größen, dies muss ein guter PSA-Anbieter berücksichtigen. Daher war uns bei den Schuhmodellen auch ein weiblicher Schnitt sehr wichtig. Je zufriedener die Mitarbeiter sind, desto besser ist die abgelieferte Leistung. Der passendere Schuh kann da schon einen großen Unterschied machen, wenn er die Mitarbeiter jeden Tag verlässlich und bequem durch den Alltag trägt.

Wir sind hier aber auch in anderen Bereichen stets in der Optimierung. So bieten wir viele Bekleidungsstücke unserer Marke 4Protect mittlerweile bis 5XL an, denn gute PSA passt sich an die Gegebenheiten ihrer Träger an.

Daher ist auch der jahreszeitengemäße Fußschutz ein immer wichtigeres Thema. Wie im Alltag auch, ändern sich mit den Jahreszeiten die Bedürfnisse an die Bekleidung. Also gute Verkaufsimpulse finden wir hier definitiv. Darüber hinaus muss das Umdenken in allen Branchen weiter stattfinden. Mitarbeiter sind das wichtigste Gut in Unternehmen oder sollten es sein. Daher sollte man diese auch stets so schützen.

Würden Sie sagen, dass die veränderte Anspruchshaltung Ihnen aber auch den Technischen Händlern das Geschäft unnötig erschwert? Oder sehen Sie darin Chancen?

Man sollte so etwas immer als Chance sehen. Das unnötige Erschweren sehen wir so nicht, im Gegenteil. Es ist eher eine Herausforderung, die diese Branche so spannend macht. Die Stakeholder haben immer wieder neue Ansprüche und Ideen, wir können diese erfüllen und uns und unsere Expertise somit stetig steigern. Und was wir bei uns nie vergessen: Jede neue Anspruchshaltung und alle Anpassungen, die wir wegen dieser vornehmen, hat einen direkten Einfluss auf die Sicherheit von Menschen.

Somit freuen wir uns, dass ein ständiger Austausch besteht. Jedes Detail, das dem Träger mehr Sicherheit und Zufriedenheit beschert, ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Unser Ziel ist jedoch darüber hinaus noch ein anderes: Wir wollen die Zeichen der Zeit und die steigenden Ansprüche richtig deuten und immer einen Schritt voraus sein, dies ist die steigende Anspruchshaltung an uns selbst.

Inwiefern ermöglichten neue Materialien und Technologien die Entwicklung der RUNNEX-Produkte zu Schuhen, die man sogar gerne in der Freizeit trägt bzw. tragen würde?

Hier spielen der Tragekomfort und die Optik eine große Rolle. Im Optimalfall vergisst der Mitarbeiter, dass er noch seine Arbeitsschuhe anhat. Wir möchten, dass unsere Schuhe auch schön genug sind, wenn man nach der Arbeit den Wocheneinkauf im Supermarkt macht. Der Schuh muss funktionieren und bequem sein. Hier helfen Technologien enorm weiter. Wir können leichteste Stoffe verwenden, die dennoch vor Stößen und Schnitten schützen und besonders im Bereich der Sohlen, arbeiten wir bereits mit Partnern, die auch Freizeit und Athletikschuhe ausstatten. Dies sind genau die Schritte, die wir weiter gehen wollen. Modernste Materialien von der Sohle bis zum Schnürsenkel.

„Sicherheit ist eine Frage der Technik“, liest man auf der runnex.de-Website. Deshalb stattet BIG Arbeitsschutz seine Schuhe mit innovativen Eigenentwicklungen aus. Können Sie Gefährdungen nennen, auf die Sie in den letzten Jahren reagieren mussten? Wo sehen Sie neue Herausforderungen und einen weiteren Entwicklungsbedarf in den nächsten Jahren?

Die FlexStar-Serie haben wir ganz bewusst für den Einsatz in der Industrie, also auf harten Betonböden, ausgerichtet.

In der nächsten Schuh-Generation können die FlexStars bereits mit der integrierten RUNNEX®-activeBumper-Sohle getragen werden. Das Material, das dabei zum Einsatz kommt, konnte sich bereits in der Sportindustrie etablieren. Sportlichkeit, Ergonomie und Optik haben neben den Sicherheitsaspekten an Bedeutung gewonnen und werden in Zukunft zu unseren Herausforderungen zählen.

Bieten Sie Ihren Handelspartnern an, gemeinsam individuelle Lösungen zu erarbeiten, wenn ein Kunde diese anfragt?

Das ist ein Thema, welches bei uns besonderen Fokus erlangt hat. Wir arbeiten sehr eng mit dem Technischen Handel zusammen und bieten neben der eigentlichen Beratung auch individuelle Lösungen für die Endkunden. Der Dialog ist extrem wichtig und daher bemühen wir uns stets um den proaktiven Austausch. Gerade bei den Einsatzgebieten ist die gemeinsame Expertise gefragt. So sind beispielsweise in der Logistik die Anforderungen an leichte und luftdurchlässige Schuhe für lange Wege sehr hoch, wobei Ent- und Versorger eher hohe Schuhe benötigen, die Träger nicht nur vor dem Umknicken, sondern auch vor Kälte und Nässe schützen.

Runnex bietet dafür vielfältige individuelle Problemlösungen und unterstützt den Technischen Handel bei Tragetest oder Umstellung des Endkunden vor Ort.

Durch die Nähe zum Kunden entstehen für uns immer wieder neue Herausforderung, die sich letztendlich in immer wieder neuen Innovationen bei uns wiederfinden.

Wichtig ist am Ende die Kommunikation zwischen uns und unseren Partnern. Gemeinsam kann man als Team viel mehr erreichen, als allein. Synergien schaden nur dem, der keine hat. Wir haben immer ein offenes Ohr für Kooperationen und individuelle Anfragen. Dazu entwickeln wir uns selbst stetig weiter, 2021 werden wir mit einigen neuen Innovationen auf den Markt kommen, die besonders für die Industrie Problemlösungen bieten.

Wir sind gespannt auf die Zukunft – mit vielen Herausforderungen und tollen Projekten!